Der neue Mann für die Talenteschmiede der Broncos
Mittwoch, 1. Juni 2011
Das Rosenheimer Urgestein Michael "Mitch" Pohl wird in der nächsten Saison als Cheftrainer die Jugendmannschaften des WSV Sterzing Broncos Weihenstephan übernehmen.
Der ehemalige Stürmer kann auf eine reiche Erfahrung als Profi in Deutschlands höchsten Spielklassen zurückblicken: zu 275 DEL-Spielen und 364 Spielen in der ehemaligen Eishockey-Bundesliga, die er bis auf ein zweijähriges Intermezzo beim ESV Kaufbeuren vollständig in Rosenheim absolvierte, kommen noch weitere 250 Spiele in der 2. Bundesliga (ERC Ingolstadt), der Oberliga Süd (EHC Bad Aibling), der Bayernliga und wieder in der Oberliga (Starbulls Rosenheim). In Rosenheim wurde er kurz vor Ende seiner aktiven Laufbahn für 700 Meisterschaftsspiele im grün-weißen Dress geehrt.
Außerdem wurde Michael Pohl 1988 von den New Jersey Devils in der 12. Runde an 243. Stelle gedraftet. Zu jenem Zeitpunkt waren überhaupt erst neun deutsche Spieler von NHL-Teams berücksichtigt worden, darunter Spieler vom Kaliber eines Didi Hegen, eines Gerd Truntschka oder eines Uwe Krupp.
Bereits während seiner Spielerkarriere bereitete er seinen Wechsel in die Führungsetage des Eishockeysports vor. So absolvierte "Mitch" bereits von 1998 bis 2001 studienbegleitend ein Praktikum in der Geschäftsleitung des DEL-Klubs und war zuerst bei Bad Aibling und später auch in Rosenheim Assistent des Managers und auch Nachwuchstrainer.
Nach dem Ende seiner aktiven sportlichen Laufbahn wurde Michael Pohl 2008 Cheftrainer des EHC Waldkraiburg in der Bayernliga, mit denen er 2009/10 in die Landesliga absteigen musste, in der vergangenen Saison aber den sofortigen Wiederaufstieg in die Bayernliga schaffte.
Der Vertrag mit Michael Pohl wurde für eine Saison mit Option auf Verlängerung abgeschlossen, aber wie immer in den letzten Jahren plant man im Wipptal langfristig. Dass Michael Pohl vom selben Agenten vertreten wird wie Jeff Job und der Kontakt zu ihm deshalb überhaupt erst zu Stande gekommen ist, kann hier nur als gutes Vorzeichen gelten.
Broncos Online hat dem neuen Sterzinger Jugendtrainer einige Fragen gestellt.
Broncos: "Was hat Dich nach Sterzing geführt?"
Mitch: "Zuerst einmal war es die Herausforderung, in ein anderes Land zu gehen, die mich interessiert hat. Für die persönliche Weiterentwicklung ist das ein guter Schritt, auch wenn Sterzing von Rosenheim nicht allzu weit weg ist. Die Mentalität ist zwar auch anders, aber dennoch ein Bisschen mit der bayerischen verwandt. Und schließlich steht der Nachwuchs in Sterzing wirklich gut da."
Broncos: "Wieso hast Du den Trainerposten beim EHC Waldkraiburg aufgegeben, wo ihr doch den Wiederaufstieg in die Bayernliga geschafft habt?"
Mitch: "Auf Dauer war beides gleichzeitig nicht machbar (war gleichzeitig Jugendtrainer). Ich habe 15 Jahre professionell gespielt und auf Dauer kann ich es nicht leiden, wenn ein Job unter dem anderen leidet. Wenn man irgendwo eine vernünftige Arbeit abliefern will, dann muss man sich darauf voll konzentrieren, anders geht's nicht."
Broncos: "A propos vernünftiger Arbeit: Dein Vorgänger Jeff Job hat hier in Sterzing praktisch Kultstatus erreicht und die Latte bei den sportlichen Erfolgen liegt sehr hoch. Wie gehst Du damit um?"
Mitch: "Ja, die Latte liegt ziemlich hoch, Jeff hat auch wirklich gut gearbeitet. Ich habe an mich selber immer höchste Ansprüche gestellt, insofern sehe ich das als Herausforderung. Ich hatte immer einen guten Draht zu den Eltern, was sehr wichtig ist, denn jetzt müssen sich alle erst einmal neu eingewöhnen. Da hoffe ich natürlich auch auf Verständnis und auch auf eine gewisse Schonphase."
Broncos: "Wie würdest Du Dich selber als Trainer beschreiben?"
Mitch: "Auf Disziplin lege ich ganz großen Wert, nicht zuletzt habe ich ja selber die «Hans-Zach-Schule» durchgemacht. Die Disziplin hat sicher oberste Priorität, was jetzt aber nicht heißt, dass wir einen auf Bundesheersoldat machen werden. Es ist bei aller Konsequenz auch wichtig, auf den einzelnen Spieler einzugehen, man kann nicht alle gleich anpacken. Siege sind natürlich wichtig, und ich bin ein Typ, der absolut nicht verlieren kann, aber man muss versuchen, hier einen guten Mittelweg zu finden."
Broncos: "Du meinst, einen Mittelweg zwischen den beiden Extremen, alle oder nur die absolut besten spielen zu lassen?"
Mitch: "Richtig. Wenn die Spieler allerdings in Richtung erste Mannschaft gehen sollen, muss man ab einem gewissen Alter einfach das Leistungsprinzip einführen und erfolgsorientiert arbeiten, aber das ist gerade im Jugendbereich sicher ein ganz ganz schwieriger Punkt. Man muss auch sehen, dass letztendlich jeder Spieler für die Mannschaft wichtig sein kann."
Broncos: "Du warst auch im Kreis der deutschen Nationalmannschaft und wurdest von einem NHL-Team gedraftet?"
Mitch: "Ja, richtig. Allerdings war das mit der Nationalmannschaft mehr in jungen Jahren, da habe ich ein paar Mal beim Deutschland Cup gespielt und wurde 1988 auch gedraftet. Aber ich habe sehr früh geheiratet und mich für die Familie entschieden. Die Karriere in der Nationalmannschaft hat da hinten anstehen müssen. Ob es letztendlich die richtige Entscheidung war, darüber lässt sich streiten, aber zurückblickend kann ich trotzdem ganz gut damit leben."
Broncos: "Danke für das Gespräch!"
Mitch: "Danke auch und bis bald!"