Fast alle Chancen auf das Final Four vertan

Samstag, 5. Dezember 2015

2015-12-05-asi-wsv

1:6. Das ist das Resultat, das das Feuer der Hoffnung auf eine Teilnahme der Broncos am Final Four auf ein schwach flackerndes Teelichtchen schrumpfen lässt. Kampf, Einsatz und Herz stimmten in dieser Partie, und dies spiegelt auch das Schussverhältnis von 32:24 für die Wipptaler wider. Die Broncos wurden nicht etwa überrannt, wie das Ergebnis den Anschein erweckt, aber trotzdem stand es am Ende 6:1 für die Hausherren. Deren Schläger zogen jede Scheibe an wie ein Magnet, und wenn der Puck tatsächlich magnetisch war, dann hatten die Broncos heute eindeutig die falsch gepolten Schaufeln eingepackt, denn es schien, als würden sie die Pucks abstoßen.

Aber dies erzählt nur die eine Hälfte dieser Partie. Die andere Hälfte ist leider die Tatsache, dass man in einem so wichtigen Spiel nicht bereit war und sich gegen eine bekannt tödliche Kontermannschaft wie Asiago absolut haarsträubende Leichtsinnigkeiten im Defensivverhalten leistete. Wer sich gegen die Italienmeister eine ganze Schiffsladung an Kontern einfängt, als wüsste er nicht um die Stärken dieses Teams, darf sich nicht wundern, wenn es am Ende 1:6 für Asiago steht.

Bereits nach 2:06 Minuten kam der erste Schock für die Broncos: Hackhofer erwischte den nach vorne gebeugten Lutz mit einem Check am Kopf und handelte sich eine 2+10-Minuten-Strafe ein, die wohl eine automatische Sperre von 3 Spieltagen im Pokal nach sich ziehen wird, obwohl Lutz zum Glück weiterspielen konnte. Es dauerte genau 41 Sekunden und ausgerechnet Lutz zog vom linken Bullykreis ab, Demetz parierte mit dem Schoner, aber die Scheibe sprang millimetergenau auf die Schaufel von Ulmer, der keine Hunderstelsekunde zögerte und zum 1:0 einschob. Gleich darauf bekamen die Broncos die Chance, im Powerplay ihr Glück zu versuchen, doch das Glück war wie gesagt wohl beim Krampusumzug in Sterzing geblieben. Lazos Stock brach bei einem Onetimer-Versuch, sein Wechsel mit Kofler dauerte zu lange und in diese Situation hinein wurde Bentivoglio von Lutz auf die Reise geschickt – 2:0 nach nicht einmal 5 Minuten. Mark Demetz machte eine weitere Großchance von Bentivoglio in der 6. Minute zunichte, doch in der 8. Minute erwischte ihn Ulmer mit einem Schubser von hinter dem Tor auf dem Schlittschuh und der „Magnet-Puck“ lag zum dritten Mal hinter der Torlinie. Fortuna wollte es sich mit den Broncso wohl nicht ganz verscherzen, denn Hughesman erwsichte in der 16. Minute einen bereits abgeblockten Querpass von Lazo dennoch und verkürzte auf 1:3 aus Sicht der Wipptaler. Gleich darauf verhinderte Demetz mit einer Glanztat gegen Bentivoglio das sichere 4:1.

Die Partie hatte von der Härte her eindeutig Playoff-Charakter, und so musste Bentivoglio eine Minute vor der Pause wegen übertriebener Härte auf die Strafbank. Dieses Powerplay nutzten die Wildpferde, um mit viel Schwung ins zweite Drittel zu starten, doch trotz großen Drucks und guten Spiels blieben Großchancen vorerst noch Mangelware. Nach 3:20 Minuten spielte Hughesman einen langen Pass genau in den Lauf von Walters, der alleine vor Carrozzi scheiterte. Kurz darauf waren die Hausherren wieder im Powerplay und zwar brandgefährlich. Demetz rettete gegen den alleinstehenden Ulmer in höchster Not, doch noch im selben Powerplay überwindet Lutz mit einem Schlenzer Demetz, dem die Sicht völlig verstellt war – 4:1 nach etwas mehr als 26 Minuten. Nur 156 Sekunden später konnten Magnabosco und Bentivoglio den x-ten 2-gegen-1-Konter fahren und Magnaboscos blinder Pass in die Mitte fand exakt die Schaufel seines Mitspielers, der den Stock nicht einmal bewegen musste, um die Scheibe zum 5:1 ins Tor zu lenken. Die Wildpferde versuchten, ihr Glück zu erzwingen, doch die Glücksgöttin schien ihnen gerade ins Gesicht zu lachen, so z.B. als ein Schlagschuss von Walters geblockt wurde und die Scheibe von oben genau auf die Querlatte fiel. Dann wieder vergaßen die Wildpferde leider viel zu oft auf ihre Defensivaufgaben und wurden 3:58 vor Ablauf des zweiten Drittels erneut dafür bestraft. Es entstand die gefühlt fünfzigste 2-gegen-1-Situation, Bentivoglio passte auf Ulmer, dieser lenkte die Scheibe zum 6:1 ins Tor. Beeindruckend, wie leicht Toreschießen sein kann.

Im Schlussabschnitt versuchten die Wildpferde, das Ergebnis für Montag noch etwas aufzubessern, doch Asiago verwaltete den großen Vorsprung geschickt und ließ die Broncos ergebnislos gegen eine kompakte Fünf-Mann-Defensive anrennen. Lazo hatte die einzige Großchance dieser letzten 20 Minuten auf dem Schläger, als er im linken Bullykreis völlig frei zum Schuss kam, doch der zu zentrale Abschluss stellte für Carrozzi kein Problem dar. Zehn Minuten vor Schluss entlud sich der gesamte Frust der Broncos nach einem harten Check von Bentivoglio gegen Deluca, der den Asiago-Spieler allerdings härter getroffen haben dürfte als den jungen Sterzinger. Deluca revanchierte sich gleich darauf mit einem ebenso harten Check und dann erhitzten sich die Gemüter. Ivan Seeber fasste dabei eine Matchstrafe aus, und auf beiden Seiten mussten drei Spieler in die Kühlbox.

Das Spiel war vom Verlauf und mit Abstrichen auch von der Chancenanzahl wesentlich ausgeglichener als es das 6:1-Endergebnis vermuten lassen würde, doch die Wildpferde begingen mit eher halbherzigem Defensivspiel die Todsünde schlechthin in Spielen gegen Asiago. Aber dennoch: Wäre diese Partie 4:2 oder 5:3 ausgegangen, dürfte sich auch niemand beklagen, und die Broncos hätten noch eine realistische Chance, am nächsten Wochenende dabei zu sein.

So wird es am Montag verdammt schwer, denn die Wildpferde müssen mit fünf oder mehr Toren Vorsprung gewinnen, und bei „nur“ fünf Toren Vorsprung darf Asiago noch dazu keinen Treffer erzielen. Als wäre dies nicht schon schwierig genug, werden bei den Broncos am Montag nicht weniger als zehn Spieler fehlen. Neben den Langzeitverletzten Maffia und Steiner werden Gschnitzer sicher und so wie es aussieht wohl auch Baur und Stofner fehlen. Hackhofer wird gesperrt sein und Seeber, Deluca, Mantinger und Pitschieler dürfen wegen ihrer Einberufung in das Nationalteam-Vorbereitungscamp nur zuschauen.

Dennoch werden die stark dezimierten Broncos alles in die Waagschale werfen, um das verbliebene Fünkchen an Chance auf die erste Teilnahme am Final Four um den Italienpokal zu nutzen und das Unmögliche möglich zu machen. Denn nicht umsonst lautet das geflügelte in Eishockey-Italien: Ein angeschlagenes Pferd läuft bekanntlich schneller!

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