Die Rückkehr in die höchste Spielklasse hatte man sich im Wipptal definitiv anders vorgestellt. Schon die Vorbereitungen zur Saison 2013/14 gestalteten sich angesichts der Turbulenzen um den Rückzug von Alleghe und Pontebba sowie die „Auswanderung“ des HC Bozen in Richtung EBEL äußerst schwierig. Ein Ende April von den Vereinen mehrheitlich beschlossenes Reglement wurde damit wieder über den Haufen geworfen und die Verhandlungen zur Importregelung zogen sich bis in den September hinein.
„Unter diesen Voraussetzungen war es enorm schwierig, die Saison zu planen und Sponsoren zu überzeugen.“, klagt Präsident Simone Bressan heute noch über den turbulenten Sommer 2013.
Von der Führung des neuen Headcoaches Zdenek Travnicek versprach man sich neue Akzente und eine konsequente Weiterführung der bisherigen Vereinspolitik. Sein kompromissloser Umgang mit den Spielern ließ indes bereits vor Saisonstart aufhorchen, als Šterbak und Klouda vor die Tür gesetzt wurden. Während sich Klouda-Ersatz Roman Erat als wahrer Glücksgriff entpuppte, hatte man in der Verteidigung weniger Glück. Auch Snopek konnte nicht überzeugen und musste nach dem vierten Saisonspiel seinen Hut nehmen. Mitte Oktober wurde schließlich der US-Amerikaner Louis Liotti verpflichtet. Zudem erwies sich die Zusammenarbeit zwischen Co-Trainer Alex Gschliesser und Travnicek als sehr schwierig, weshalb sich Gschliesser aus der Arbeit mit dem Seniorteam zurückzog, um sich auf die Jugendarbeit zu konzentrieren.
Nach einem guten Saisonstart, einem zwischenzeitlichen vierten Tabellenplatz und Halbfinalambitionen im Italienpokal war man sehr optimistisch, die anfänglichen Turbulenzen einigermaßen in den Griff bekommen zu haben. Anfang November kam jedoch erneut Sand ins Getriebe, und zwar gehörig. Der Vertrag mit dem unheimlich talentierten, aber sehr eigenwilligen Italokanadier Michael Catenacci wurde im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst und es begann eine Niederlagenserie, die bis zum Neujahrstag 2014 andauern sollte. In der Zwischenzeit wurde auch auf der Torhüterposition nachgebessert und Joni Myllykoski löste Corsi zwischen den Pfosten ab.
Der lang ersehnte Sieg am Neujahrstag in Cortina brachte indes nicht die erhoffte Wende und die beiden Siege gegen Fassa und Valpellice entpuppten sich als Strohfeuer. Der als Ersatz für Catenacci geholte Justin Taylor war außer Form, und Derek Lee und Christopher Knowlton, die als Ergänzungsspieler in den Kader aufgenommen worden waren, konnten erwartungsgemäß nicht als Leistungsträger in die Bresche springen. Ausgerechnet als es darum ging, die Chance auf den fünften Tabellenplatz zu wahren, folgten enttäuschende Vorstellungen gegen Mailand, Pustertal, Cortina und Asiago, woraufhin sich die sportliche Leitung gezwungen sah, Travnicek zu beurlauben.
Mitch Pohl übernahm als Headcoach und Gschliesser kehrte als Co-Trainer zurück. Die beiden absolvierten zwei Wochen lang ein absolutes Mammutprogramm, das für den Chef der BroncosJunior Anfang Februar noch belastender wurde, als Gschliesser mit dem U18-Nationalteam unterwegs war. Zu allem Überfluss schlug nun das Verletzungspech erbarmungslos zu. Taylor verletzte sich Ende Januar schwer am Knie, sodass sein kurzes Gastspiel im Wipptal schon wieder zu Ende war, bevor es richtig beginnen konnte.
Der anfängliche Plan, Mitch Pohl bis zum Saisonende als Chefcoach bei den Broncos zu behalten, erwies sich rasch als nicht durchführbar, da kein adäquater Ersatz als Jugendtrainer gefunden werden konnte, und so wechselte man während der Meisterschaftspause Anfang Februar die Stoßrichtung. Auf der Suche nach einem neuen Headcoach für die erste Mannschaft schnell fündig: Der gebürtige Bad Tölzer Axel Kammerer konnte als Feuerwehrmann verpflichtet werden.
Auf der Grundlage der von Mitch Pohl und Alex Gschliesser gleiesteten Vorarbeit gelang es ihm, das Team neu zu motivieren und das Ruder herumzureißen. Der Wendepunkt war der 7:3-Auswärtssieg in Torre Pellice sechs Spieltage vor Saisonende; dieser Sieg markierte auch für den bis dahin eher blass gebliebenen Myllykoski die Rückkehr zu alter Form. Die Wildpferde gewannan vier der letzten sechs Spiele und marschierten mit gestärktem Selbstbewusstsein in Richtung Playoffs, wo mit dem HC Milano Rossoblu ein echter Prüfstein wartete.
Nach einem tollen 4:1-Auftaktsieg in Mailand, in dem Myllykoski unglaubliche 67 Schüsse hielt, folgte ein hart umkämpftes 4:3 in der Weihenstephan Arena. Die Wildpferde mussten sich zwar auswärts noch einmal mit 0:4 geschlagen geben, doch in den heimischen vier Wänden lösten sie mit einem überzeugenden 5:2-Sieg das Ticket für die zweite Phase der Halbfinalqualifikation.
Dort wartete mit dem HC Asiago der amtierende Italienmeister auf die Wipptaler, die die erste Partie zwar bis kurz vor Schluss ausgeglichen gestalten konnten, doch Asiago erhöhte bis zur Schlusssirene noch auf 6:3. Der Italienmeister war aber gewarnt, und die Wildpferde waren fest entschlossen, die Serie in der Weihenstephan Arena auszugleichen. In einer spannenden und packenden Partie stand es nach 40 Minuten 0:0, bevor Ludvík und Pircher unter frenetischem Jubel der Broncos-Fans auf 2:0 für die Hausherren stellten. In den letzten dreineinhalb Minuten gaben die Wildpferde das Spiel allerdings noch aus der Hand und nach 3:14 Minuten in der Overtime war die Saison der Broncos beendet.
Die beiden schier endlosen Niederlagenserien legten die Schwächen des Teams, aber auch die Fehler im Management schonungslos offen. Präsident Simone Bressan analysiert die Saison wie folgt: „Zum Einen musste die Mannschaft die körperlichen Defizite in der Verteidigung über Gebühr bezahlen, und zum Anderen fehlten in den vielen engen Partien einfach noch die Kaltschnäuzigkeit und die Erfahrung auf diesem Niveau. Zudem haben zu viele Verpflichtungen aus den verschiedensten Gründen, die zum Großteil nicht vorhersehbar waren, nicht wie erwartet funktioniert. Neben dem immer angespannter werdenden Verhältnis zwischen Trainer und Team löste das ständige Kommen und Gehen noch mehr Unruhe in der Kabine aus, und das zu einer Zeit, in der das Team nichts nötiger gehabt hätte als Ruhe und Rückhalt. Hier hätten wir sicher früher handeln müssen.“
Dabei hätte auch einiges anders kommen können: „Wir haben uns extrem gewissenhaft und ausführlich über sämtliche Verpflichtungen informiert. Man muss aber auch sagen, dass das Budget keine großen Sprünge zuließ und daher das eine oder andere Risiko bewusst eingegangen werden musste, von dem man glaubte, es sei kalkulierbar. Leider gingen auch diese ‚Wetten‘ nicht auf und der Rest ist Geschichte.“
Man dürfe aber auch die positiven Seiten nicht vergessen, meint der sportliche Leiter Egon Gschnitzer: „Aus solch schwierigen Saisonen lernt man am meisten. Dies gilt sowohl für uns als Vorstand wie auch für das Team. Die wichtigste Lehre ist, dass ausführliche Informationen aus den verschiedensten Quellen zwar unerlässlich sind, gleichzeitig aber nie das ganze Bild darstellen können. Gerade weil man nie weiß, wie sich die Informationen von außerhalb auf die Situation hier bei uns übertragen lassen, muss man auch auf das Bauchgefühl vertrauen, das einem oft den richtigen Weg weist. Da waren heuer schon manchmal Vorahnungen dabei, die sich letztlich leider als richtiger herausgestellt haben als die vielen Informationen.“
„Was unsere einheimischen Spieler angeht, sind sie wieder um viele wichtige Erfahrungen reicher. Die größte Lehre für sie ist mit Sicherheit die, dass individuelle Fehler erbarmungslos bestraft werden. Eishockey auf diesem Niveau ist eine Gratwanderung, bei der man einerseits mit vollem Einsatz an die Grenzen gehen muss. Gleichzeitig ist es aber ebenso wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und immer auf einfaches Spiel und Sicherheit bedacht zu sein. Das Wichtigste war aber, dass unsere Jungs am Ende ihren unglaublichen Charakter einmal mehr unter Beweis gestellt und Asiago an den Rand des Ausscheidens gebracht haben.“
Der Ausblick ist einmal mehr nicht einfach, doch Präsident Simone Bressan gibt sich zuversichtlich: „Rund um die Liga gibt es erneut große Unsicherheit, doch wir hoffen, nach den Neuwahlen im Verband bereits im Juni auf klare Verhältnisse bauen und den lang ersehnten Aufschwung im italienischen Eishockey einleiten zu können. Unsere wirtschaftliche Situation ist nicht einfach, aber wir werden das Beste daraus machen und sind überzeugt, im nächsten Jahr mit Axel dort anknüpfen zu können, wo wir heuer aufgehört haben. Wir hoffen, dass uns unser Publikum folgt, wir werden von unserer Seite jedenfalls einiges unternehmen, um wieder echte Begeisterung für die Broncos zu entfachen und hoffen auf tatkräftige Unterstützung, vielleicht auch durch einen Fanclub, der die Weihenstephan Arena mit Leben und toller Atmosphäre füllt.“