Mit dem Ertönen der Schlusssirene war im Olympiastadion von Cortina ein ohrenbetäubender Felssturz zu hören, denn allen Spielern, Trainern, Betreuern und mitgereisten Fans fiel nicht nur ein Stein, sondern eine ganze Felsformation vom Herzen. Nach sage und schreibe elf Niederlagen in Folge fanden die Broncos endlich auf die Siegerstraße zurück und feierten erst den zweiten Auswärtssieg in dieser Saison, und das klingt fast ebenso unglaublich wie die Tatsache, dass die Wildpferde nun immer noch auf dem sechsten Tabellenplatz stehen und „nur“ mehr zehn Zähler Rückstand auf die Ampezzaner haben.
Mit diesem verdienten und klug herausgespielten 3:2 gegen Cortina, das ohne den verletzten Florian Wieser und den immer noch geschwächten Joni Myllykoski errungen wurde, zeigten die Broncos, dass sie trotz all der zermürbenden, knappen und oft auch unverdienten Niederlagen noch immer Nerven wie Stahlseile besitzen, denn was vor allem im letzten Drittel an geduldiger und sicherer Defensivarbeit gezeigt wurde, war allererste Sahne. Auch Coach Travnicek war nicht nur erleichtert, sondern auch zufrieden: „Ja, im letzten Drittel haben wir das sehr klug gespielt und sind sicher gestanden, nachdem Albers das 2:3 erzielt hatte. Das Team hat sich diesen Sieg redlich verdient.“
Die Wildpferde gingen nach nicht einmal zweieinhalb Minuten durch Hannes Stofner in Führung, der von T.J. Caig mit einem schönen Rückhand-Querpass ideal bedient wurde und per Tap-In sicher verwandelte. Dieser Drittelbeginn gehörte ohne Wenn und Aber den Gästen, denn es dauerte ganze viereinhalb Minuten, ehe Cortina Steinmann zum ersten Mal prüfte. Der Goalie der Wipptaler lieferte ein glänzendes Spiel ab und ließ Stammgoalie Myllykoski in keiner Phase vermissen. Gegen Mitte des Startdrittels hatten die Broncos erneut eine Großchance, als Stofner vom linken Bullypunkt aus draufhämmerte, worauf die Scheibe Borelli entwischte und schier in Zeitlupe fünf Zentimeter vor der Torlinie in Richtung langen Pfosten rollte, wo dann Patrick Mair in allerletzter Sekunde am sicheren 2:0 gehindert wurde. 53 Sekunden vor dem erste Pausentee musste Kofler auf die Strafbank und Cortina hatte mit einem Abfälscher von Dingle die erste Großchance, doch kurz darauf vergab Mair auf der Gegenseite eine ebensolche, nachdem er die Scheibe im Forechecking erkämpft hatte und aus fünf Metern frei zum Schuss kam.
Knapp zwei Minuten nach Ablauf der Strafe gegen Kofler musste DeBettin hinaus und T.J. Caig stellte in Überzahl auf 2:0, als er die Scheibe zwischen Borellis Beinschoner hindurch ins Tor schoss. Die Broncos konzentrierten sich von nun an verstärkt auf die Defensivaufgaben und nahmen nach vorne nur mehr sehr wenig Risiko, doch auch Cortina fand bis zur achten Minute nur eine einzige Chance vor. Dann wurde Erat wegen eines Ellbogenchecks hinausgestellt und das gefährliche Powerplay der Ampezzaner schlug eiskalt zu. Gron verdeckte Steinmann total die Sicht, wobei er gefährlich nahe an der Grenze zum Torraumabseits, wenn nicht schon weit darüber agierte, und als Albers nach nur zehn Sekunden von der blauen abzog, gab Gron der Scheibe noch die entscheidende Richtungsänderung. Die Wildpferde reklamierten lautstark das Torraumabseits, doch die Schiedsrichter ließen sich nicht erweichen, sondern sprachen im Gegenteil eine Bankstrafe wegen Spielverzögerung aus. DeBettin wurde von dem stark aufspielenden Stanislav Gron sehr schön freigespielt und scheiterte mit seinem Handgelenksschuss aus fünf Metern nur knapp an einem Glanzreflex von Steinmann. Kurz nach Ablauf der Bankstrafe wurde Luca Zanatta hinausgestellt und nach 88 Sekunden war es die Nummer 87 der Broncos, die auf 3:1 stellte. Eastman zog von der blauen Linie ab und Ludvík lenkte die Scheibe noch durch die Beine des Heimgoalies ab ins Tor. In einem weiteren Überzahlspiel traf Roman Erat mit einem Abfälscher nur die Latte, während auf der Gegenseite einmal Adami in doppelter Unterzahl (!) und kurz vor der zweiten Sirene noch einmal Gron in Überzahl gefährlich wurden.
Nur 21 Sekunden nach Wiederanpfiff war es dann aber so weit: Paul Albers schlenzte die Scheibe von der blauen Linie an Freund und Feind vorbei ins Tor, und Steinmann konnte bei diesem Schuss nichts ausrichten, denn er sah die Scheibe wegen des dichten Verkehrs vor seinem Tor wohl erst, als er sie aus den Maschen fischte. Nun igelten sich die Wildpferde im eigenen Drittel ein und ließen bis zum Schluss wirklich nichts mehr zu. Viel mehr als einige harmlose Schüsse konnte Cortina nicht mehr anbringen, während die einzige wirkliche Großchance des Drittels T.J. Caig gehörte, der fünf Minuten vor Schluss aus dem rechten Bullykreis das lange Eck anvisierte und Borelli die Scheibe gerade noch mit dem Ellenbogen ablenken konnte. Cortina nahm 40 Sekunden vor Schluss den Goalie vom Eis, doch am hoch verdienten und erlösenden 2:3 für die Wildpferde änderte sich nichts mehr.
Foto: T.J. Caig war an den ersten beiden Treffern der Broncos maßgeblich beteiligt und arbeitete wie seine Teamkollegen extrem hart für diesen erlösenden Sieg (Oskar Brunner)