Heimvorteil und Seriendynamik zurückgeholt

Freitag, 8. März 2013

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Es wäre durchaus vermessen gewesen, heute einen Sieg zu fordern, denn die Hauptaufgabe für heute Abend lautete vor allem, den Spielfluss nach der Pause schnellstmöglich wieder finden, die bittere Niederlage von Mittwoch abschütteln und durch ein knappes Ergebnis Selbstvertrauen tanken. Dass dann ein solches Spiel herauskommen würde, hätte wohl vor Beginn des Spiels niemand gedacht. Nach der schwierigen Heimniederlage vom Mittwoch schwingt das Pendel nun wieder deutlich auf die Seite der Broncos, die jetzt das Heft wieder in der Hand haben.

Beide Teams waren zu Beginn sehr vorsichtig unterwegs und tasteten sich ab, wobei bereits klar ersichtlich war, dass hier im Vergleich zum Mittwoch andere Broncos bei der Sache waren: von Beginn an auf Augenhöhe, und selbstbewusst in den Zweikämpfen zeigten die Wipptaler, dass sie durch die Auftaktniederlage nicht im Geringsten eingeschüchtert waren. Auch das erste Powerplay der Hausherren neutralisierten die sehr starken Unterzahlformationen der Broncos perfekt, nur ein einziges Mal konnten die Rot-Weißen harmlos auf Corsis Tor schießen. Insgesamt entschieden die Wildpferde das Duell der Special Teams für sich, denn einer Powerplay-Verwertungsquote von 40 % aus zwei Powerplaytoren bei fünf Möglichkeiten stand heute nur ein Gegentor in doppelter Unterzahl bei insgesamt sechs Versuchen gegenüber.

Nach sechs Minuten tauschten die beiden Teams je eine Tormöglichkeiten aus umherspringenden Scheiben aus, bevor Corsi sich in der 12. Minute einen Rebound-Versuch aus der Luft von Ivan Demetz mit einer Glanztat neutralisierte. Wenig später bekamen die Gäste die erste Überzahlmöglichkeit und nutzten sie prompt: Florian Wieser legte einen Querpass auf die Schaufel von Braito, der am langen Pfosten wartete und perfekt einnetzte. Durch dieses Tor waren die Hausherren geschockt und fingen sich bis zum Ende des zweiten Drittels nicht mehr.

Von diesem Zeitpunkt an standen die Wipptaler auf der Lehrerkanzel und zeigten Playoff-Eishockey vom Feinsten: gutes Zweikampfverhalten, wobei dem Schiedsrichterduo Ferrini-Lazzeri ein besonderes Lob ob der umsichtigen Spielführung ausgesprochen werden muss, sichere Defensive und schnörkelloses Spiel nach vorne, mit dem die Grödner heute nicht zurechtkamen. Sottsas konnte einen Breakaway in Unterzahl nicht verwerten, ehe Alex Lanz nach Ablauf der Bankstrafe für einen Wechselfehler, die er absaß, mit einem schönen Pass von hinter dem Tor Florian Wieser fand, der Ende der 26. Minute die Führung der Gäste verdoppelte. Noch vor Spielhälfte hatten Braito, Stofner und Kofler drei Großchancen, die Partie vorzeitig außer Reichweite zu bringen, doch Großgasteiger hielt die Seinen im Spiel.

In doppelter Überzahl gelang "Tube" dann doch mit einem Abstauber aus spitzem Winkel das 0:3. Nur drei Minuten später stellte Stofner gar auf 4:0, bevor sich zuerst Oberrauch und dann auch noch Eastman bei einem Foulspiel erwischen ließen- Gary Prior nahm sofort ein Timeout, das offensichtlich fruchtete: Ivan Demetz holte sich das Anspiel, Gaucher passte auf Fabrizio Senoner, der von der Blauen abzog und Stampfer verwandelte den Rebound. Gleich darauf rettete Corsi mit einem guten Save den Zweitorevorsprung in die Drittelpause.

In den letzten zwanzig Minuten verlegten sich die Broncos nicht zuletzt ob der kurzen Bank auf kontrollierte Defensive, was auch blendend gelang, denn die Hausherren kamen trotz der Vorteile im Spiel lange zu keiner guten Torchance. Im Gegenteil, in der 46. Minute fand Wieser den in der Mitte durchgebrochenen Lanz mit ein Pass, den dieser nur mehr rückwärts annehmen konnte. Nach ca. fünf Metern Rückwartsfahrt nutzte die Nummer acht der Broncos das Überraschungsmoment und schlenzte den Puck aus der Drehung unhaltbar zum 1:5 in Großgasteigers Gehäuse. Kurz vor Drittelhälfte verwertete Marco Senoner einen Abpraller in der allgemeinen Verwirrung vor dem Gehäuse der Wipptaler, und dieses Tor gab den Hausherren noch einmal Auftrieb. In den folgenden fünf Minuten hatten die Grödner ihre besten Szenen der gesamten Partie, allein viel mehr als eine Großchance nach einem Rebound schaute trotz des "Powerplay" fünf gegen fünf nicht heraus. Im Spiel vier gegen Sechs setzten Simon Baur und Derek Eastman 19 Sekunden vor der Sirene den Schlusspunkt mit einer Zwei-gegen-Eins-Aktion gegen einen Verteidiger vor dem leeren Tor, bei der Baur nach einem gut getimten Passabfang im eigenen Drittel dem Ex-Grödner den Genuss des Empty-Net-Goals großzügigerweise überließ.

Oly Hicks war nach dem Spiel zufrieden, aber er stellte auch gleich klar, dass es zum Feiern viel zu früh ist: "Es steht nun eins zu eins in der Serie und wir fangen von vorne an. Es ist logischerweise sehr gut, hier heute zu gewinnen, schon alleine vom mentalen Gesichtspunkt, aber die Serie beginnt wieder bei Null. Wir haben heute durch eine geschlossene Mannschaftsleistung gewonnen, bei der jeder alles für das Team gegeben hat. Jeder war für den Anderen da und so gewinnt man in den Playoffs Spiele. Guter Sieg, aber morgen beginnt ein neuer Tag und wir müssen wieder zurück zur Arbeit."

Foto: Ganze sechs Mal durften die Broncos heute jubeln - doppelt so oft wie in allen drei Regular-Season-Spielen im Pranives zusammengenommen (Oskar Brunner)

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