Nach den beiden schmerzhaften Niederlagen gegen Alleghe und Asiago, in denen die Broncos über weite Strecken sehr gut spielten und am Ende doch mit leeren Händen dastanden, beginnt für die Wildpferde morgen in Pontebba so etwas wie ein Mini-Test.
Die Mannschaft, die unter dem sperrigen Namen Ice Hockey Aquile Friuli Venezia Giulia (FVG) firmiert, kann getrost noch vor Cortina als die Überraschungsmannschaft dieser Saison bezeichnet werden. Die Truppe von Tom Pokel, die in den sieben Tagen vor Meisterschaftsbeginn hastig zusammengewürfelt werden musste, präsentiert sich als ein extrem hart arbeitendes Team mit guten Offensivkräften. Tommy Goebel und Kevin DeVergilio führen die Scorerwertung der Serie A an, aber das Team lebt nicht nur von diesen beiden Spielern. Pat Iannone, Brian Ihnacak, Luca Rigoni und Patrick Rizzo komplettieren die ersten beiden Sturmreihen, welche Pontebba den zweitbesten Sturm der Liga bescheren. Dazu kommen offensivstarke Verteidiger wie Nick Anderson, Matt Waddell, Dave Nicoletti und Slavomir Tomko, der allerdings weiterhin verletzt fehlen wird.
Viele sagten dem Team in der hektischen Weihnachtszeit den körperlichen Zusammenbruch voraus, da die dritte Sturmreihe zumeist nur als Entlastungsblock eingesetzt wird und auch das dritte Verteidigerpaar eher selten zum Einsatz kommt, aber trotz zweier Niederlagen gegen Ritten und Bozen in der Weihnachtswoche waren im Spiel der Adler keine Ermüdungserscheinungen zu erkennen.
Für Tomko wurde kurzfristig der tschechische Verteidiger Jiří Matějíček verpflichtet, der aus der zweiten Liga seines Heimatlandes kommt. Sollte Matějíček, der heuer in neun Spielen drei Tore und ein Assist gesammelt hat, noch nicht spielberechtigt sein oder sich im neuen Team noch nicht zurecht finden, dann könnte dies mit der Sperre für Waddell ein Vorteil für die Broncos sein. Mit Tomko und Waddell fehlen bei Pontebba zehn Tore, 27 Assists und 37 Punkte von der blauen Linie (2 + 12 im Powerplay).
Für die Broncos können diese nächsten vier Spiele auch als ein Mini-Test gesehen werden, da man sich in den letzten drei Spielen dieser ersten Phase gegen Bozen, Cortina, und Pustertal nicht notwendigerweise Siege erwarten kann. Pontebba steht zwar an dritter Position in der Tabelle, doch die Broncos haben spätestens beim 4:0-Heimsieg am Nikolaustag gezeigt, dass sie gegen die Friulaner gut spielen können und ein Sieg somit nicht außer Reichweite ist. Gegen die direkten Konkurrenten Valpellice (Heimspiel am 05.01.), Fassa (auswärts am 07.01.) und Ritten (zuhause am 19.01.) sollen dann die vollen neun Punkte geholt werden.
Auf Grund der Punkteteilung vor der Zwischenrunde spielt es zwar eine eher nebensächliche Rolle, an welcher Stelle man die Vorrunde beendet, aber aus psychologischer Sicht wären elf oder zwölf Punkte aus den nächsten vier Spielen reinster Balsam auf die geschundene Broncos-Seele. Die zuletzt trotz guter bis sehr guter Leistungen teilweise leichtfertig aus der Hand gegebenen Spiele haben die Negativserie der Wildpferde auf sechs Spiele anwachsen lassen, denn es wurden zwar gegen Pustertal und Alleghe zwei Punkte geholt, aber der letzte volle Erfolg datiert vom 15.12. gegen den HC Fassa.
Das größte Sorgenkind der Broncos ist und bleibt das Powerplay, das mit neun Toren aus 103 Möglichkeiten und einer Verwertungsquote von mickrigen 8,74 % abgeschlagen an letzter Stelle steht. Fassa steht mit 9,57 % nicht viel besser da, aber der Rest der Liga vermeldet Erfolgsquoten von über 15 %. Die Broncos warten seit dem 15.12. auf ein Powerplay-Tor und haben seither 28 Minuten und 50 Sekunden in Überzahl gespielt, ohne zu einem Treffer zu kommen.
Diese Negativmeldungen werden aber auf dem Eis vom zuletzt sehr guten Offensivspiel der Broncos in den Hintergrund gerückt, und darauf werden die Jungs von Oly Hicks und Alex Gschliesser auch morgen aufbauen und versuchen, die drei Punkte nach Hause zu bringen. Dies wird zwar schwierig werden, denn Pontebba steht nicht umsonst auf Platz drei, aber heuer gilt in der Serie A der Grundsatz: nichts ist unmöglich.
Foto: Dirk Southern, im Bild mit dem friulanischen Torhüter Alex Petizian, trifft seit neun Spielen nicht mehr und wartet seit nunmehr sechs Spielen auf einen Punkt (Oskar Brunner)